Profil und Geschichte
Im Rahmen der kommunalen Gebietsreform in Hessen kam es am 1. April 1972 zum freiwilligen Zusammenschluß der Orte Oberaula und Hausen. Am 1. Januar 1974 folgten Friedigerode, Olberode, Ibra und Wahlshausen. Die neue Großgemeinde Oberaula hat eine Gemarkungsgröße von 44 qkm, davon etwa 18 qkm Wald und zählt ca. 3200 Einwohner.
Die Gemarkung wird von dem Aulatal und seinen Nebentälern geprägt. Die rundum liegenden waldreichen Berge des Knüllgebirges erreichen Höhen von 500 bis 600 Meter. Schon immer war Oberaula für die Orte des oberen Aulatales der wirtschaftliche Mittelpunkt.
Nachfolgend ein Blick auf Oberaulas Geschichte. Mit freundlicher Genehmigung des Hauptvorstandes des Knüllgebirgsvereins geben wir einen Beitrag aus dem "Knüllgebirgsboten" (Heft 2/1969) auszugsweise wieder.
"Durch Höhenzüge von der landschaftlich anders geformten Schwalm getrennt, liegt der Marktflecken Oberaula zwischen Bergen und Waldungen inmitten eines Kessels, teils auf einem ungleich felsigen, teils auf nassem und dem Wasserschaden unterworfenen Grunde, in einer winterlichen Gegend. Man sieht sich hier in der Mitte des Kessels von einer wilden und rauhen Gegend umgeben, in welche die flache Lage dieses großen Marktfleckens mit seiner hohen Kirche und seinem spitzen Nadelturm ein freundliches Bild wirft. Wenn auch der Flecken und der geringere tiefe Teil der Gemarkung geschützt liegen, so ist doch das Klima im allgemeinen rauh und die Gegend arm. Die Gemarkung erhebt sich in ihrem Umkreis auf einem hohen gebirgigen Waldgürtel, im Osten auf dem Nöllwald, im Süden auf dem Münzenberg, im Westen auf Döhnberg und Katzbach und im Norden auf dem Walmersberg und dem Hain. Sie ist nur nach Wahlshausen und nach Hausen hin in schmalen Strichen offen, sonst überall vom Walde umgeben. Drei kleine Bäche, das Garteröder Wasser, die Ostern und die Hauser, durchfließen die Gemarkung. Das Garteröder Wasser kommt aus dem Hohllenbacher und Garteröder Grund, die Ostern bekommt ihr Wasser aus den über Friedigerode befindlichen Quellen, beide fließen durch den Ort, vereinigen sich über der Kirchhofsmühle und nehmen dann im Wiesengrunde die von Hausen herabkommende Hauser auf. Von da an nehmen alle den Namen "die Aula" an". So werden Lage und Bewässerung von Oberaula und seiner Gemarkung in der "Spezialbeschreibung zum Steuer-Kataster" von 1776 und 1856 beschrieben. Geschichte: Die schon im 9. Jahrhundert genannte Siedlung "villa Ouwilah" war stets Grenzpunkt verschiedenster Herrschaftsgebiete. Hier verlief die Grenze der fuldischen Aulamark, hier trennten sich die Territorien der Fürstäbte von Hersfeld, der Stiftsäbte von Fulda, der Grafen von Ziegenhain und der Freiherrn von Dörnberg; hier stoßen auch heute noch drei Kreisgrenzen zusammen. Und wie heute Oberaula wirtschaftlich mehr nach Hersfeld orientiert ist, so ist die Annahme berechtigt, daß die Gründer der Siedlung in diesem Talkessel ihren Weg aulaaufwärts genommen haben, zumal um 856 ein Edler namens Ethil seine "villa Ouwilah" dem Bonifatius, und damit dem Stift Fulda vermachte, seinem geistlichen Grundherren, aus dessen Territorium er stammte. Unter dieser "villa Ouwilah" dürfen wir nicht das Dorf in seiner heutigen Begrenzung verstehen; es war vielmehr die ganze ursprüngliche Mark Ovilah, das ganze Gebiet der späteren Zentgerichte Oberaula, Grebenau, Breitenbach und Lingelbach. Die Grenze dieser Aulamark ist uns in der Beschreibung des zur Kirche zu Schlitz gehörigen Zehntens um 1100 angegeben, deren kirchliches Gebiet sich als schmaler Keil innerhalb des Archipresbyterats Ottrau weit ins Knüllgebirge vorschob.
Von Seelheim, dem fränkischen Königshof bei Amöneburg, hat Oberaula Menschenzuwachs erhalten, sicherlich aus dem Grunde, daß sich das Stift Fulda durch Verpflanzung königstreuer Männer in seiner Grenzmark Aula dem Ansturm weltlicher Machthaber erwehren wollte. Doch die Ziegenhainer Grafen, ein fehdelustiges Geschlecht, saßen zu nahe, so daß räuberische Überfälle keine Seltenheit waren und sie, wie viele andere benachbarte Ritter und Grundherren, nach Macht und Besitz strebten. Viele Wüstungen in der Gemarkung Oberaula wie Guderode, Walerode, Erlebach u. a. sind so zu erklären, daß sich deren Bewohner im größeren Oberaula mehr Sicherheit erhofften. Selbst Landgraf Hermann von Hessen bekam das Machtstreben des Sternerbundes, deren Anführer die Ziegenhainer waren, zu spüren und mußte 1372 nach ergebnisloser Belagerung der Feste Herzberg über Niederaula-Oberaula abziehen.
Gericht und Amt Oberaula waren 1300 fuldischer Besitz; ab 1366 finden sich auch die Grafen von Ziegenhain als Mitherrn. Nachdem Mainz (ab 1400) und seine Schutzvögte, die Herren von Dörnberg (ab 1463), ihren Besitz bis Oberaula ausdehnten, waren die Ziegenhainer und Mainzer die Gerichtsherren von Oberaula. 1450 ging die ziegenhainische Hälfte als fuldisches Lehen auf Hessen über, das auch allmählich die Landeshoheit über die mainzische Hälfte gewann.
Sowohl die Grafen von Ziegenhain als Schirmvögte von Fulda und später die Landgrafen von Hessen als ihre Nachfolger besaßen das Marktrecht in Oberaula. Bis zum Jahre 1768 besaß der Ort vier Märkte, von denen der Jakobimarkt von diesem Jahre an einging, weil er zu wenig Nutzen brachte. Die drei anderen Märkte wurden am Mittwoch vor Himmelfahrt, am Mittwoch vor Christi Erhöhung und am Mittwoch vor Nicolaitag gehalten. Auch die Braugerechtigkeit war dem Marktflecken Oberaula zugebilligt. Neben dem Bierschank war die Gemeinde auch mit dem Wein- und Branntweinschank privilegiert. .....
Um das Jahr 1000 besaß Oberaula schon eine Kirche, dessen Patronat dem Kloster Fulda zustand. 1223 wird ein plebanus (Pfarrer) und 1351 ein "rector ecclesie" (der Pfarrer eines größeren Kirchenbezirkes) der beiden Kirchen namens Johannes Geylenhuser erwähnt. Die mit Erfolg betriebenen Ansprüche Fuldas auf das Mittelstück des Ottrauer Zehntbezirkes, die Mark Oberaula, zerriß den Ottrauer Zehntsprengel, so daß der westliche Teil des Archipresbyterats Ottrau den Zusammenhang mit dem geschlossenen Hersfelder Gebiet verlor. Bis 1466 gehörten zur Pfarrei Oberaula (ecclesia mater) zehn Gemeinden, von der dann die Filialen Hausen, Ibra, Schwarzenborn und Weißenborn abgelöst wurden. Im späteren Mittelalter wird das Recht des Patronats als Zubehör des Schlosses zu Hausen bezeichnet, und Fulda verkaufte 1400 Gericht und Schloß Hausen mit den Kirchsätzen an das Erzbistum Mainz, das wiederum 1463 Schloß Hausen und den Kirchsatz von Oberaula an die von Dörnberg zu Lehen gab, die seitdem Patrone waren. Die leider zerfallene Kapelle auf dem Frauenberg war später Gotteshaus der evangelischen Gemeinde, die als Kirchweg den Pfad an den Brauwiesen und am Haintor vorbei über die Osterwiesen zum Frauenberg benutzten. Die jetzige Kirche im Ort stammt aus dem Jahre 1717.
Den Talkessel von Oberaula durchquerte eine alte Straße, die von Alsfeld über Ottrau, Weißenborn nach Oberaula verlief, sich hier teilte, mit einem Zweig am Südhang des Eisenberges entlang über die Lange Heide nach Hersfeld weiterführte, während der andere über Friedigerode nach Schwarzenborn ging. Erste führte an Hügelgräbern und am Bonifatiusborn vorbei, der aber seinen Namen erst einer frommen Umdeutung des vorigen Jahrhunderts zu verdanken hat. Auf der Flurkarte von Oberaula aus dem Jahre 1850 findet sich an dieser Stelle noch der Flurname Ritterbornswiesen, und auf der älteren Karte aus dem 18. Jahrhundert heißt diese Örtlichkeit Kuhtränke. (fo)"
Das Wappen der Gemeinde Oberaula:
(Beschluß der Gemeindevertretung vom 9. Februar 1976)
Eine Überlieferung berichtet von einer alten, blauen Fahne, deshalb die blaue Grundfarbe im oberen Teil des Wappens. Die Eule steht für Oberaula, das 868 erstmals als Ovilaha (der Ort in einer feuchten Flußaue oder der Ort am Eulenwasser) erwähnt wird. Die alte hessische Ritterschaft hatte sich im Sternerbund, dessen Anführer, die Grafen v. Ziegenhain, einen Stern im Wappen führten, zusammengeschlossen, um gegen den Landgrafen v. Hessen vorgehen zu können. Die sechs Sterne stehen für die sechs Ortsteile Oberaulas. Der Dreiberg im unteren Teil soll auf das Knüllgebirge und die drei Eichenblätter auf den ehemaligen Fremdenverkehrsverband Kurhessen - Waldeck hinweisen, der als Symbol ein Eichenblatt verwendete.
Die amtliche Beschreibung des Wappens lautet:
"Das Wappen der Gemeinde Oberaula zeigt in Blau auf einem goldenen Dreiberg, darin ein dreiblättriger grüner Eichenbruch, eine rotbewehrte silberne Eule, begleitet von je drei sechsstrahligen silbernen Sternen."
Entwicklung:
Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke Treysa-Hersfeld in den Jahren 1906/07 begann der großflächige Basaltabbau, was dem Ort und der Region wirtschaftlichen Aufschwung brachte. In Folge entstanden Handels- und Handwerksbetriebe. Schon um die Jahrhundertwende schätzte man Oberaula als Sommerfrische. Der Gründer des Knüllgebirgsvereins (1884), Forstmeister Hugo Borgmann, warb auf Vortragsreisen für den Knüll und Oberaula. Seit 1926 besitzt Oberaula ein Schwimmbad, das, in den letzten Jahren beheizbar gemacht und modernisiert, allen Anforderungen, insbesondere den urlaubenden Familien, genügt. In Olberode und Hausen stehen außerdem Badeteiche zur Verfügung. Durch die Gründung des Verkehrsvereines im Jahr 1955 und die Initiativen der Kreisverwaltung nahm der Fremdenverkehr einen besonderen Aufschwung. 1966 erhielt die Fremdenverkehrsgemeinde das Prädikat "Staatlich anerkannter Erholungsort" und bereits wenige Jahre später folgte die Auszeichnung "Staatlich anerkannter Luftkurort".
Heute verfügt der Ort über eine ausgezeichnete, leistungsfähige Gastronomie und bietet dem Gast allerlei Attraktivitäten. Neben den Sportplätzen und der Mehrzweckhalle ist eine Tennisanlage (Außen- und Hallenplätze) vorhanden. Kegler, Sportschützen und Angler können ebenso ihrem Hobby nachgehen, wie Wanderer, denen ein großes, gutbeschildertes Wegenetz durch laubgrüne Wälder, freie Holzflächen und verträumte Waldwiesentäler zur Verfügung steht. Im Ortsteil Hausen entstand 1987 ein 18-Loch-Golfplatz (72 par), der sich harmonisch in die Mittelgebirgslandschaft einfügt. Auswärtige Spieler preisen den Platz wegen seiner landwirtschaftlichen Schönheit. Green Fee - Spieler und neue Mitglieder sind willkommen.
Gern benutzen Gäste den Ort, um zur Festspielzeit das nahe Bad Hersfeld (Stiftsruine) aufzusuchen oder nach Kassel (documenta) und Eisenach (Wartburg) zu fahren.
Für Familien bietet sich der Aulapark Hausen und Ferienhäuser bzw. wohnungen in allen Ortsteilen an.
Zahlreiche Vereine veranstalten für Einheimische und Gäste Kirmessen, Backhaus- und sonstige Feste. Discos stehen für Jugendliche in der Mehrzweckhalle auf dem Programm. Zu einem besonderen Erlebnis werden Kutschfahrten abseits verkehrsreicher Straßen, die vom Touristik-Service vermittelt werden.
Dem kulturhistorisch Interessierten sind die Kirchen in Oberaula (restaurierte Orgel, Wandmalereien) und in Hausen (Altarstein, wappengeschmückte Empore) zu empfehlen. Am Ortsausgang in Richtung Kirchheim befindet sich der jüdische Friedhof mit zahlreichen, wertvollen Grabsteinen als letzte Zeugen der ehemals großen jüdischen Gemeinde. Im nahen Schorbach kann die Steinmühle besichtigt werden. Hessens größte Höhenburg, der Herzberg bei Breitenbach, mit Museum und Burgschänke liegt nicht weit entfernt.
Botaniker finden auf basaltenen Böden, in Feuchtbiotopen und auf Kalkmagerrasenflächen manche Kostbarkeit.
Wintersportler können sich - sofern Frau Holle mitspielt - am Eisenberg (Lift, Loipe) und in Olberode (Loipe) betätigen.